„Das Objekt Protist (Urwesen, Erstling) besteht aus weißem Stahlbeton, der mit lichtechten Pigmenten versehen ist. Durch anschließendes Polieren wird eine Hochglanzoberfläche erreicht, die ermöglicht, in das Gebilde hineinzusehen. Die Grundform ist eiförmig angelehnt und von weitem als dieses erfassbar, steht man jedoch davor, verliert man sich in einem Meer aus Details von Form und Farbe. Der Protist besteht aus Höhen und Tiefen, Kreisen/Rundungen, Einbuchtungen und Auswucherungen, es handelt sich um ein Zusammenspiel von diversen Formen.

Die Bildhauerin Emilia Neumann baut Skulpturen und Objekte aus gängigen Baumaterialien, vordergründig aus Beton und Gips. Diese werden so bearbeitet, dass die typischen Merkmale dieser Materialien verschwinden: Die stumpfe, graue Oberfläche des Betons wird durch eine bunte Hochglanzoberfläche ersetzt. Trotz der eintretenden Starre des Materials geht die Materialeigenschaft des Flüssigen nicht verloren, im Gegenteil, die Skulpturen eröffnen dem Betrachter neue, konkrete Erfahrungen zu sammeln. Die Wechselbeziehung zwischen Vorstellung und Realität ermöglicht eine Vielfalt an Variationen und Zusammenschlüssen. Kontraste wie rauh und glatt, matt und glänzend, Schwere und Leichtigkeit werden hier gekonnt in einem Objekt zusammengebracht. Nach Neumann braucht der Mensch heute erfahrbare Sinnesebenen, um sich in der gebotenen Vielfalt nicht zu verlieren. Die fragmenthaft wirkenden Objekte stellen die Fragen nach der Ganzheit und hinterfragen kritisch die Materialwertigkeit in der heutigen Zeit.

(aus dem Portfolio der Künstlerin)

 

Künstler*in: Emilia Neumann
Titel: Protist I+II
Entstehung: 2015
Material: Stahlbeton, Pigmente
Abmessungen: 130 x 80 x 70 cm

Text und Foto: Andrea Vinson

Standort  Bahnhofstrasse, Kulturhaus