„Diese Arbeit „Stamm durchdrungen” entstand mehr oder weniger durch den Umstand, dass ich von meinem Holzlieferanten einen 4,5 Meter langen Kastanienstamm geliefert bekam, dessen oberes Ende diese Verzweigungen aufwies. Lange habe ich darüber nachgedacht, wie ich mit dieser Vorgabe der Natur, nämlich den letzten zwei verzweigten Metern dieses Stammes, umgehen soll. In meiner eigentlichen bildhauerischen Handschrift meide ich es, mich vom Wuchs eines Baumes inspirieren zu lassen. Ich brauche den neutralen Säulenstamm um meine Vorstellung daraus herauszuschälen.
Ich weiß, dass ich das ‚Durchdringen‘ von Holz nicht erfunden habe. Ob sich jedoch jemand bisher mit der Durchdringung eines Stammes, seinem natürlichen Wuchs folgend, gewidmet hat, weiß ich nicht. Es ist ein eigentümlich fast schmerzender Vorgang für mich gewesen, in diesen Stamm auf diese Weise einzudringen. Der Baum ist noch Baum, ein immer noch lebendes Material. Dass diese Kastanie ihre Äste so entwickelt hat, erzählt mit Sicherheit die Geschichte ihres hundertjährigen Daseins. Nun ist ihr Dasein ‚durchsichtig‘ geworden“ (Christiane Erdmann)
Künstler*in: Christine Erdmann
Titel: Stamm durchdrungen
Entstehung: 2016
Material: Kastanienholz
Abmessungen: h = 200 cm
Text und Foto: Andrea Vinson