Eine für die Skulptur schwerwiegende Frage, die sich der Stahlbildhauer Stefan Faas immer
wieder stellt, ist: Wie weit kann man reduzieren, abstrahieren und an welchem Punkt verliert die
Figur ihre Wahrnehmbarkeit, um gerade noch als Metapher von anthropomorphen
Grundkonstanten erkannt zu werden? Denn gleich, in welcher Dimensionierung, es ist stets der
Mensch und sein Stand innerhalb der Gesellschaft, der im Mittelpunkt der Überlegungen und
Ausführungen steht, und es ist der ebenso zeitlose, unvergängliche Stahl, der dem Künstler
Medium wie auch Material ist. Der Stahl ist das Material der industriellen Moderne per se.
Hochhäuser, Brücken, Rüstungsgüter, Automobile etc. – unsere Welt fußt sein zwei Jahrhunderten
auf Stahl. Er ist der Garant für Stabilität und Belastbarkeit, dies ist seine Funktion. Als Bildhauer
verwendet Stefan Faas dieses Material komplett gegenteilig. Hier geht es um den ästhetischen
Reiz der Raumlinien, Körper und Oberflächen. Formal stellt das Material für ihn immer den
Versuch dar, der Schwere und Härte des Stahls Leichtigkeit und Dynamik und damit etwas
Menschliches zu erwirken, konträr zu dem üblicherweise verwendeten Stahl aus der Konstruktion
und Architektur. Die fein differenzierte Patina des Cortenstahl bildet eine Art Schutzmantel und
enthält damit auch eine symbolische Dimension.

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Künstler*in: Stefan Faas
Titel: Anthropos II
Entstehung: 2012
Material: Cortenstahl gefärbt
Abmessungen: ca. 3,3

Text und Foto: Dr. Isa Bickmann und Winfried Reinhardt